Korridor mit Schließfächern

"Ich weiß, du wünscht es wär so, aber so blöd bin ich nicht.", gab der schwarze immer noch locker Roger zu Antwort. Und das stimmte, er hielt sich bei Tests und Benotungen allgemein sehr zurück, weil es sonst viel zu auffällig wäre. Stattdessen ließ er meistens nur zu, dass er so gute Noten bekam, dass er durch kam, denn mehr wollte er ja auch gar nicht.
Aber irgendwie mussten die Erpresser es ja erfahren haben, also dachte er laut weiter: "Du schreibst doch öfters mit Thay, hat vielleicht jemand nen Blick auf dein Handy geworfen."

Tz, als ob Roger sich wünschen würde, dass der Schwarze dümmer sei...Ok, das wünschte er sich. Oder zumindest, dass er nicht diese geniale Fähigkeit hätte. Der Faulpelz hätte doch genauso gut super stark sein können, oder irgend sowas unnötiges. Und nun verdächtigte er sogar noch ihn!
"Quatsch, ich hab mein Handy immer bei mir und ganz so offensichtlich schreiben wir ja dann doch nicht.", verteidigte der Braunhaarige sich.
"Sonst noch einer eine Idee? Sie werden das ja wohl kaum erraten haben."

Liam konnte sich nicht vorstellen, dass irgendeiner seiner neuen Freunde ihn oder die Gruppe verraten haben könnte. Wie sollten sie sonst an diese Informationen gekommen sein? Es war als wären sie Spione, Menschen mit besonde- "Hey! Was ist... was ist wenn sie so sind wie wir?" Liam hatte die Arme fragend ausgebreitet und wirkte wie ein aufgedrehtes kleines Kind.

Roger runzelte die Stirn und sah Liam komisch an. Er hatte schon Luft geholt um zu protestieren, alleine schon, weil der Einfall von Liam kam, da wurde ihm klar, dass das eine logische Erklärung sein konnte.
"Ok,ok. Es klingt erst mal sinnvoll. Aber falls das stimmt, was für ne Fähigkeit soll denn das sein? Der Super-Spürsinn, der einen erkennen lässt, wer ein Freak ist?" Er grinste höhnisch, wog es aber dennoch ernsthaft ab.

Thay runzelte die Stirn. Der Einwurf von Liam klang durchaus plausibel, warum waren sie noch nicht drauf gekommen?
"Könnte doch gut sein.", gab sie dann von sich und schaute dabei Roger an. Vielleicht gab es wirklich Jemanden, der die Fähigkeit besaß solche wie sie es waren aufzuspüren oder zu entarnen.

Seine dunklen Augen gingen nachdenklich und ruhig zur Seite. Das war eine Möglichkeit. "Vielleicht. Wenn es so ist, haben sie die gleiche Schwachstelle wie wir. Wir sollten rauskriegen wer sie sind und was sie können. Dann haben sie nichts gegen uns in der Hand." Er verschränkte die Arme. Natürlich war ihm klar, dass die Sache immer noch schwer war, aber dann wüssten sie zumindest wonach sie suchen müssten.

"Das Problem ist nur sie haben uns in der Hand. Wie sollen wir denn herausfinden wer sie sind?" Thay konnte sich inzwischen gut vorstellen, dass diese Erpresser tatsächlich so waren wie sie, aber die waren ihnen nunmal einen Schritt vorraus.

"Eeeeeeeben.", stimmte Roger ein und machte eine unterstützende Geste mit seinen Händen. "Der einzige Weg, der mir einfallen würde, um rauszukriegen wer es sein könnte, wäre "der Plan"...du weißt schon.", er schielte zu Thay und spielte auf seinen Missionsplan an, den er Thay neulich geschildert hatte. "Aber das funktioniert auch nur, vorausgesetzt, sie sind wirklich wie wir und haben irgendwo Spuren hinterlassen."

Es gab immer was zwischen Roger und Thay das die Anderen nicht wussten. So kam es Liam zumindest vor. "Was denn für ein Plan?", wollte er wissen. "Das kann man ja probieren. Wir haben nichts zu verlieren, oder?"

"Die Kurzversion: Wir wollten uns in den Computer mit dem Verzeichnis über alle Schüler hacken und mittels der Fehltage oder Bemerkungen raus finden, wer sch in dem Zeitraum komisch verhalten hat oder eben anfangs gesundheitliche Beschwerden hatte." Der Plan sollte sein Meisterwerk werden und etwas stolz schwang auch in seiner Stimme mit.

Thay wollte keineswegs Roger und seinen Plan nieder machen, aber trotzdem sagte sie: "Die Zeit reicht doch gar nicht, ich finde wir sollten denen einfach sagen was wir können... ich mein was macht das für einen großen Unterschied? Sie wissen doch eh schon, dass wir was können. Dann ist es auch egal, dass sie wissen was genau wir können." Sie hatte beide Augenbrauen hochgezogen. "Und wenn es wirklich welche sind wie wir erlauben sie sich vielleicht nur n Scherz oder so."

Ascal hörte sich beide Ideen an und schlug dann auch etwas vor: "Oder wir bluffen. Wir drohen ihnen einfach, sie ebenfalls auffliegen zu lassen. Scheiß drauf, ob wir wissen, was sie können oder ob sie überhaupt was können....ein bisschen Risiko ist eh immer dabei."

Liam kniff die Augen zusammen. "Hä? Wie sollen wir sie denn auffliegen lassen wenn wir nicht mal wissen wer sie sind? Die wissen doch, dass wir nicht wissen wer sie sind."

Ascal blieb cool. "Darum geht es beim bluffen ja. Statt die Liste mit unseren 'Talenten', schreiben wir ihnen nen peppigen Konter-" Er wurde von der Klingel unterbrochen. Sie hatten die ganze Pause verschwätzt.

"Okay Leute, ich würd einfach sagen wir gehen wieder in den Unterricht und jeder denkt für sich nochmal drüber nach." Thay schaute gewissenhaft in die Runde. "Das wird schon, macht euch keinen Kopf." Ihre Augen waren während sie das sagte auf Roger und auf Liam gerichtet. Denn die Beiden waren sehr besorgt gewesen zu Anfang. Die Blonde räusperte sich und stellte sich aufrecht hin. "Wir sehen uns dann.", verabschiedete sie sich und ging zurück in ihrem Klassenraum.

"Jajajaj. Aber wir sollten es heute nach der Schule oder über Chat noch mal abklären..Immerhin sollten wir die Frist gut nutzen.", fügte er noch hinzu, vielleicht um nochmal was beizutragen. Er sah, wie Ascal minimalistisch nickte und quasi in Zeitlupe wegschlenderte.
Dann machte sich auch Roger im Laufschritt auf den Weg in den Unterricht, denn er hasste es zu spät zu kommen.

CF//Parkplatz

Als die beiden Kerle sie an ihrem Schließfach belagerten, war das für Kanan nicht überraschend. Sie hatte die beiden schon an ihrem Duft kommen gerochen. Den einen kannte sie, es war der Footballer, der sie mal über den Haufen gerannt hatte. Und den anderen kannte sie zwar nicht persönlich, doch sein Geruch war ihr bekannt. Sie war schon längst deswegen auf ihn aufmerksam geworden, denn er verriet ihr, dass er zu der kleinen Gruppe von Betroffenen gehörte.
Natürlich wusste sie auch die Namen der beiden..und seit neustem wusste sie sogar, was die beiden konnten, immerhin hatte sie ja mit Joaquin die Liste erpresst. Nun lag es nahe, dass sie mal darauf gekommen waren, dass sie auch etwas konnte. Sie war sich sicher, dass dies der Grund war, warum die beiden Gestalten jetzt vor ihr standen.
Doch auch wenn die beiden in dieser Hinsicht ein offenes Buch für die Russin waren, behielt sie die Information erst mal für sich.
Sie schloss gerade die Schließfachtür, drehte sich um und lächelte.
"Jaaa...du bist der "umwerfende" Typ, der mir noch etwas schuldet.", zwinkerte sie kokett auf seine Aussage hin. Ihre Augen schweiften zu dem Schwarzen rüber. "Was kann ich für euch tun?", fragte sie mit weit geöffneten Augen und lehnte sich dabei an das Fach hinter sich, was ihre Kurven nur noch mehr betonte.
Mal sehen, wie dämlich die beiden sich anstellen würden, dachte sie.

CF//Cafeteria

Liam und diese Schülerin schienen sich also zu kennen. Damit hatte Ascal nicht gerechnet, vielleicht machte es die Sache aber leichter.
Er war echt nicht der Typ für solche heiklen Gespräche, also lehnte er sich erst mal metaphorisch zurück und warf seinem Kollegen stattdessen einen kurzen Blick zu, der ihn dazu ermutigen sollte, das Gespräch weiter zu führen. Da passte die Grundlage, die Liam hatte, doch wunderbar.

Liam nickte. "Ja, genau der.", entgegnete er ihr und tätschelte sich den Hinterkopf, denn bei dem Gedanken wie er sie damals umgerannt hatte fühlte er ein wenig Scham, versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen. Er konnte natürlich nicht wissen, dass die ihm gegenüber mehr als nur einen ausgezeichneten Geruchssinn hatte. Nachdem Ascal schweigend neben ihm stand und nichts antwortete, ergriff Liam das Wort wieder. "Wir haben so 'ne verrückte Frage an dich.", fing er an und schielte dann nochmals zu seinem Freund rüber. Der Footballer wusste gar nicht wie er anfangen sollte.

Auch Ascal wusste es nicht. Er hatte ja eigentlich damit gerechnet, dass Liam das schon machen würde. Ein zweites Mal kreuzten sich die Blicke der beiden und Ascal beschwor ihm erneut dezent aber bestimmt mit seiner Mimik fortzufahren. Das Mädchen hatte inzwischen eine Augenbraue hoch gezogen. Der Schwarze sah noch mal prüfend zu Liam. Wenn die Pause noch länger werden würde, würde er das machen.

Liam runzelte die Stirn und musterte das Mädchen, dann seine Umgebung, dann wieder das Mädchen.
"Hast du übermenschliche Fähigkeiten?", fragte er. Es kam plötzlich, obwohl er sich solange Zeit gelassen hatte. Vielleicht lag es daran, dass es eine absurde Frage war.
Liam knabberte er an seiner Unterlippe. Eine Angewohnheit, die er hatte seitdem er denken konnte und die immer zum Vorschein kam wenn er aufgeregt, nervös oder gelangweilt war.

Kanan amüsierte sich insgeheim über die Unsicherheit der beiden Kerle. Wie ein Welpe und sein Freund der Wombat, dachte sie insgeheim, ließ sich aber nichts anmerken.
Als die Frage aus dem Sportler heraus kam, sah sie die beiden weiterhin ganz normal an, blinzelte von Liam rüber zu Ascal ehe sich ihr Mund zu einem undurchsichtigen, breiten und dazu noch schrägen Schmunzeln verzog. Sie genoss diesen Moment und ließ sich Zeit. Zeit, die den beiden anderen wahrscheinlich viel länger vorkam, als sie eigentlich dauerte.
"Ja, Süßer." Sie drückte sich mit der Schulter vom Schließfach ab und streifte sich ihre Tasche über die Schulter. "Ehrlich gesagt hatte ich damit gerechnet, dass ihr das schon eher checkt, wo ihr als Gruppe doch so viele Köpfe zum Denken habt. Naja, was soll's..."

Liam blickte erstmal verblüfft drein, dann lächelte er breit. "Echt? Cool." Er blickte zu Ascal und sah deren Mission als erfolgreich an. Schnell schwang er den Kopf wieder zum Mädchen. "Und was kannst du?" Natürlich war das die nächste Frage und dabei hatte Liam noch gar nicht bekommen wie die junge Dame hieß.

Ascal hatte die Augenbrauen zusammen geschoben und gab erst mal weiter den Beobachter. Ihm gefiel die mitschwingende Arroganz des Mädchens nicht. Es klang so, als seien sie zu doof gewesen, um sie vorher zu entdecken. Sie hätte sich ja auch einfach zeigen können.
Aber das alles merkte man ihm nicht an. Er war es ja gewohnt unterschätzt zu werden.

Kanan grinste und legte den Kopf schief. "Mal 'Das Parfum' gelesen?"