Korridor mit Schließfächern

Liam war wohl das genaue Gegenteil von Ascal. Er hatte überhaupt kein Problem mit der Art Kanans. Möglicherweise lag das daran, dass Liam mit solchen Mädchen viel zutun hatte, oder Leuten, die Andere geringer schätzten.
"Das Parfum?", fragte Liam dann. Er war nicht besonders belesen, die einzigen Bücher, die er las, waren die in der Schule und die nicht mal ganz...
"Eigentlich nicht.", fügte er letzendlich hinzu. "Aber klingt als ob es was mit deinem Geruch zutun hat?" Immerhin steckte in dem Titel das Wort "Parfum".

Ascal sah kurz zu seinem "Leidens"genossen rüber, der einen logischen Schluss fasste, den Ascal für Liam-Verhältnisse gedanklich gebührend anerkannte, ohne dem ganzen einen negativen Beigeschmack beizumessen, wie Roger es an seiner Stelle jetzt getan hätte.
Er hatte das Buch gelesen. Naja er hatte gemusst. "Jean-Baptiste Grenouille, hm?", kam es nun vom Schwarzen, der beim Fragewörtchen sein Kinn etwas vor schob. War ihr klar, dass sie sich gerade mit einem psychopathischen Mörder verglich?

Ihr Blick schwenkte von dem hübschen Footballer zu dem Pulliträger und wieder zurück. "Goldene Nase, richtig.", sagte sie und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an ihre eigene. Sie selbst brauchte nicht zu fragen, was die beiden könnten...sie hätte es aus Tarnung tun können, aber sie beschloss sich den beiden gleich mal als mysteriös Mitwissende zu präsentieren. "Bei dir sind's die Augen, Sportmann.", die Russin guckte in diesem Moment tief in eben diese. Dann drehte sie den Kopf langsam zu Ascal und löste sich erst mit einer kleinen Verzögerung auch mit ihrem Blick von Liams, und besah stattdessen den Afroamerikaner. "Und deine Kostbarkeit sitzt wohl in deinem Kopf." Sie wartete kurz. Der Kerl wirkte ein schokoladiger Kühlschrank. "Muss anstrengend sein, nicht selektieren zu können." Kanan hob ihre beiden Augenbrauen.

Liam war überrascht. "Du kannst durch deine Nase unsere Fähigkeiten riechen?" Er wirkte wie einkleines Kind, dem gesagt würde, es werde die neue Konsole zum Geburtstag bekommen.

Es reichte gerade noch für ein vielsagendes Grinsen, da brachte die Pausenklingel Kanan um eine Antwort, worum sie alles andere als böse war.
"Man riecht sich, Jungs.", verabschiedete sie sich, schulterte ihre Tasche und ging mit zügigem Schritt zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde.

Ascal ließ sich mehr Zeit. Er vergrub seine Hände in die Vordertasche seines Kaputzenpullis und zuckte mit den Schultern. "Jo, wir wissen, was wir wollten.", kommentierte er die ganze Sache und machte sich dann auch gemütlich auf den Weg zur nächsten Stunde.

Liam blickte zu Ascal, zu Kanan und wieder zurück. Er stand nun allein an ihrem Spint, bis ihm einfiel, wo er Unterricht hatte. Innerlich freute er sich auf die neue Bekanntschaft und konnte kaum erwarten Roger, der ihn beauftragt hatte, von der erfolgreichen Mission zu erzählen.

Thay war gerade dabei ein paar Sachen in ihrem Spint zu sortieren, da sie heut komischerweise mal früher in der Schule ankam, wollte sie das kurz erledigen. Sie knüddelte ein paar Papiere und zerriss andere wiederum ganz, um alles kurz danach in einem Mülleimer, nicht weit entfernt von ihr, hinein zu werfen.
Als sie fertig war und ihren Spint schloss, fiel ihr erst auf, dass man direkt auf der Tür ihres Schließfaches ein Plakat für den Homecoming Ball gehängt hatte. "Ein bisschen spät.", dachte sie sich. Eigentlich hätte dieser nämlich schon längst statt finden müssen, das neue Kommitee war wohl ziemlich faul, denn nun wäre er ja beinahe ein Winterball. Thay würde eh nicht hingehen.

CF// Cafeteria

Roger hatte Thays Schritte in der Menge erkannt und kam nun zu ihr ans Schließfach. Schon von weiter weg, sah er, wie sie vor dem Plakat stand, dass zufällig an ihrem Schließfach klebte. "Homecoming Ball, huh?", fragte er als er ankam. Er wollte schon anfangen über den Ball zu reden, doch da hörte er Ascal und drehte sich um. Auf halbem Gang begrüßte der Schwarze gerade einen anderen Afroamerikaner mit lässig aber komplex wirkendem Handcheck. Roger winkte ihm und meinte, ein Augenrollen von ihm erkennen zu können, doch er kam trotzdem.
"Heh, erzähl, wie ist es gestern gelaufen?"

Ascal war der Kerl einfach nur peinlich. Nicht, weil ihm wichtig gewesen wäre, was andere von ihm denken, sondern, weil er es selbst für überaus uncool empfand. Roger benahm sich seiner Meinung nach wie die Art von Großvätern, die ihre Kind von der Schule abholten und dann auffällig winkend, als würden sie ein Flugzeug auf die Landebahn lotsen wollen, und "Ju-huuuuu!" rufend die Aufmerksamkeit des gesamten Parkplatzes auf sich zogen.
"Sie hat nen hammer Geruchssinn.", antwortete er knapp. "Und sie weiß von jeder einzelner unserer Fähigkeiten."

Liam erkannte seine Gruppe von weitem, mit seiner Gruppe meinter er Thay und co. "... na und war ich kurz davor sie flachzulegen, aber sie meinte: Kev, liebst du mich wirklich?", erzählte grad einer der Footballjungs in übertriebener Form.
"ich bin mal kurz weg.", gab Liam nur von sich, als er sich bereits abgewandt hatte. Eigentlich würde so ein Verhalten seinen Freunden nicht auffallen, aber da es in letzter Zeit immer häufiger vorkam, hielten alle kurz inne um zu beobachten wo er hing ging.
"Hey!", kam es schon von weitem aus ihm heraus. Er war aufgeregt und wollte Roger unbedingt von seinem gelungenen Auftrag berichten. Jedoch vergaß er was er sagen wollte, als er das Plakat des Homecomingballs entdeckte.
"Homecomingball.", lächelte er breit und blickte in die Runde, er bekam nicht die erwartete Reaktion. "Homecomingball.", wiederholte er leidenschaftlich, drehte seinen Kopf etwas seitlich und schaute nochmal in die Runde, sah aber nur in desinteressierte Gesichter. "Ich werde nicht gehen.", erklärte Thay knapp und Liams Schultern sackten in sich zusammen, er sah enttäuscht aus.

Dass dieses Mädchen ebenfalls eine Fähigkeit hatte, schien ihm eine gute Nachricht zu sein, aber dass sie so über die Gruppe bescheid wusste, wusste Roger noch nicht so recht einzuordnen.
Dann kam Liam. Roger sah empört zu Thay. "Was du willst nicht gehen? Wieso nicht?..Du muuuuusst!" Entschied er. Zwar gehörte Roger absolut nicht zu der Sorte von Typen, die zu solchen Anlässen ein extrem heißes Date ergatterten, doch gehörte er dafür zu der Sorte, die es trotzdem immer wieder versuchte. Und seine beste Freundin hätte er gerne als moralische Unterstützung dabei.

"Ja, Thay, du musst!", wiederholte Liam eigentlich nur Roger, doch empfand er es als wichtig, seine Worte noch mal explizit zu wiederholen. Seine Augen schweiften zu Ascal. "Und du?", hakte er nach.

"Miese Musik, Heuchelei und viele nervige Leute auf einem Haufen...nich so meine Welt.", antwortete er und gab damit zu verstehen, dass er nicht vor hatte hinzugehen...Auch wenn seine Mutter ihn jedes Mal dazu überreden wollte.

Thay nickte, als Ascal erklärte weshalb er nicht gehen würde. "Ich finde das sind gute Gründe. Mir kommen da noch welche, zum Beispiel das unnötige Herrichten für einen einzigen Tag, die Fotos, ich mein, ich werd auf Fotos sein von Leuten, die ich nicht mal kenne..." Thay hatte noch mehr im Ärmel, doch ermahnte sie sich es Liam und Roger nicht mies zumachen.
"Aber euch beiden viel Spaß.", grinste sie halb und dachte über Ava nach, die Jungs vor ihr waren fast schlimmer als die kleine Latina, von dieser würde sie nämlich auch noch eine Standpauke bekommen was den Ball anging. "Ihr könntet Ava mitnehmen."

"Nix da. Nimm selbst Ava mit. Komm ihr zuliebe.", beharrte Roger und verschränkte die Arme. Ob der humanoide Kalender nun mitkam oder nicht, war ihm egal. Dann kam ihm eine Idee. "Wenn ihr beide da zusammen hingeht.", er fuchtelte mit seiner Hand zwischen Ascal und Thay rum. "Könnt ihr euch beieinander darüber auskotzen wie dämlich doch alles ist. Dann musst du dir nicht mal darüber Gedanken machen, mit wem du hingehst und du", er wandte sich an Ascal "nimmst halt dein Handy oder so mit Musik mit." Roger versuchte tatsächlich logisch gegen eine innere Einstellung bezüglich dieses Anlasses zu argumentieren.

Liam war sichtlich traurig. Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Mit seinen eigentlichen, oder ehemaligen, Freunden war alles ganz einfach. Sie nahmen immer bei sowas teil, wenn sie es nicht sogar selbst planten.
"Ich weiss wir kennen uns noch nicht lange, aber ich mag euch gern. Immer wenn ich bei euch bin, bin ich glücklich, ich lache stets." Seine Augen schweiften den Gang entlang, in die Richtung wo die Footballer standen. "Meine anderen Freunde kann ich auch gut leiden, aber bei euch ist das anders. Ihr seid nicht nett zu mir, weil ich ein Footballer bin oder beliebt auf der Schule. Nein, ihr seid es, weil ihr gute Menschen seid. Unsere Themen drehen sich nicht nur um Sport und Mädchen." Er lächelte schief und eine charmante Seite Liams kam zum Vorschein, die die des Dummkopfes verschwinden ließ.
"Das wäre unser erster Ball als Clique, ihr müsst mitkommen. Wenn wir dort sind scheissen wir einfach auf die Anderen, wir werden unseren Spaß haben und uns amüsieren. Wir werden feiern uns kennen gelernt zu haben, auch wenn der Grund unseres Kennenlernens etwas strange war." Er stemmte die Hände in die Hüfte und neigte den Kopf etwas zur Seite. "Ich verspreche euch, es wird ein besonderer Abend sein, den wir nie vergessen werden."

Einen kleinen Moment war es still nach Liams Rede. "Ich geh hin. Wegen ihm.", er deutete mit seinem Kinn zu Liam und sah dann zu Roger. "Nicht wegen dir." Er streifte sich den Rucksack locker über die eine Schulter.

Thay lächelte süß und einsichtig. Liam in so einer Position zu erleben war ungewohnt, aber reizend. Vielleicht sollte er Verkäufer werden.
"Ich komme auch, Liam.", gab sie von sich, blickte zum Footballer hoch und schaute dann zu Roger rüber.

Roger sah fassungslos von Ascal zu Thay und dann zu Liam. Er hob empört seine Handflächen ein Stück. "Ernsthaft jetzt? Ich....ach vergesst es.", bremste er sich selbst und verschränkte die Arme. Er gab sich damit zufrieden, dass Thay zusagte. Nur der Grund gefiel ihm nicht. Wo nahm Liam das nun wieder so plötzlich her?
"Wie geht's jetzt mit dem Mädel weiter?", lenkte er dann etwas eingeschnappt ab.

"Ja man!", gab Liam von sich, formte seine Hand zu einer Faust und schlug sie erfreut vor seiner Brust durch die Luft. Er malte sich bereits in seiner Fantasie ein Gruppenfoto von ihnen aus. 
Diese Vorstellung wurde aber unterbrochen, als Roger die Frage stellte. "Sie ist cool irgendwie.", meinte Liam. "War voll offen, ich glaub, sie kommt auf uns zu."

Etwas entrüstet erblickte Ava von weitem wie Thay mit ihren neuen besseren Freunden abhing. Sie äffte deren Lippenbewegungen nach.
"Ich habe eine so geniale Fähigkeit.", sagte Roger in ihrem Kopf. "Aber nicht so gut wie deine, Thay.", fuhr er eingeschnappt fort. Der Footballer mischte dann auch noch mit: "Find ich auuch!"
Die kleine Latina zog jetzt schon eine Fresse. "Aber alle von uns sind besser als Ava.", schloss der Große noch ab. Und es wirkte so, als würde ihm jeder zustimmen, selbst Thay grinste.
"Na, ihr Freaks.", begrüßte sie die Gruppe und schaute mit gerunzelter Stirn in die Runde.


yassi meinte, ich soll den verwenden XD -->  

CF// Cafeteria

Joaquin war gerade dabei sein Lehrmaterial auszuwechseln in Welches, das er nun nötig hatte. Sein Spint war unordentlicher als sein Zimmer, nicht einmal er hätte gedacht das sowas möglich sei.
Er bemerkte, dass ihn Jemand beobachtete und drehte seinen Kopf in entsprechender Richtung.
Es war der Hausmeister, der den Boden mit einem Mopp wischte und ihm einen skeptischen Blick zuwarf, er sagte: "Ich bin froh nicht auch für die Sauberkeit in euren Spints zuständig zu sein."
Joaquin lächelte. "Das glaub ich dir gern.", entgegnete er und wandte sich wieder seinen Sachen zu. Er legte das Biobuch rein und gerade als er das Schließfach schließen wollte, sah er die blonde Kratzbürste, die den Korridor in seine Richtung entlang kam. Ob sie ihn sah oder nicht konnte er nicht wirklich ausmachen, da er seine Brille nie trug.

Und ob sie ihn sah. Sie steuerte sogar genau auf ihn zu.
"Was sollte das heute? Ich hätte das auch wunderbar ohne dich geschafft. Ohne Nasen zu demolieren." Nemis Augen waren kühl und ihre Augenbrauen fast schon arrogant geschwungen. Eigentlich war sie sich selbst noch gar nicht so sicher, was sie von dem ganzen halten sollte. Es nervte sie höllisch, dass er ihre Gefühle wahrnehmen konnte und weil sie ihm nicht dieses Wirrwarr durchblicken lassen wollte, konzentrierte sie sich auf all das, was sie an ihm unsympathisch und doof fand und hoffte den Gefühlseindruck, den er wahrnahm, so verfälschen zu können.
Der Hausmeister hatte für einen Moment aufgehört zu wischen, doch nahm er augenscheinlich seine Tätigkeit wieder auf, auch wenn er immer noch interessiert das Gespräch mit lauschte.

Er war etwas verblüfft, dass sie so reagierte. Natürlich hatte er sich keine unendliche Dankbarkeit plus Umarmung und Küsschen vorgestellt, aber diese Reaktion war um Einiges negativer als erwartet, selbst für Blondie, immerhin wollte er ihr nur helfen.
"Ja, total.", gab er von sich. "Du hattest alles unter Kontrolle." Sarkastisch nickte er mit seinem Kopf. 
"Ich kenne solche wie dich, die sich nicht eingestehen können Hilfe zu benötigen, aber weisst du was? Hilfe zu bekommen ist nichts Schlimmes."