Parkplatz

1 - Der Anfang

Roger Larook fuhr mit seinem Moped zur Schule, heute etwas verspätet. Das war eigentlich gar nicht seine Art, aber die Straßensperre auf dem Weg hatte er einfach nicht kommen sehen. Um die verlorene Zeit wieder rauszuholen, hatte er sein Tempo etwas erhöht und wollte auch auf den letzten Metern keine unnötige Zeit verlieren.
Er bretterte um die Kurve zum Schulparkplatz. Seine Gedanken kreisten sich um sein Alibi, die Chemie-Hausaufgaben und darum, ob er seine wohl abgeben sollte, worum sie sich allerdings nicht kreisten war das Mädchen, dass genau vor ihm zum Schulgebäude ging, und dass er fast umgefahren hätte, hätte er nicht so abrupt gebremst. Reflexartig drehte er die Maschine beim Bremsen noch etwas zur Seite weg, um dem Fahrthindernis irgendwie ausweichen zu können.
Nun war er wach und geschockt obendrein. Mit aufgerissenen Augen sah er die große, sportliche Schülerin vor sich an und vergewisserte sich mit seinen Blicken, dass ihr nichts passiert war. Im ersten Moment konnte er gar nichts sagen.

2

Chemie war keineswegs Thays Lieblingsfach, aber es war ihr viiiel lieber als Kunst und Englisch. Sie holte ihren Stundenplan raus um nochmal abzuchecken wann genau sie Schulschluss hatte. Heute war nämlich ein neues Game rausgekommen, dass sie schon seit langem unbedingt ausprobieren wollte und was wäre schöner als zuhause mit 'nem fetten Kissen im Rücken sein Lieblingsspiel aufm Laptop zu spielen. Sie blieb stehen. "Shit... 15:30Uhr..." Sie hörte ein Rauschen und drehte ihren Kopf in die Richtung aus der besagtes Geräusch hervordrang. Fast wurde sie von einem Irren umgefahren, vor Schreck ließ sie das Heft fallen. Thay atmete heftig ein und aus. "Pass doch auch!!", zischte sie und ging paar Schritte zurück. Sie hob das Heft auf.

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"S-" Fast hätte er 'sorry' gesagt, da schaltete sich sein Abwehrprogramm ein. Seine Augenbrauen schoben sich zusammen. "Pass doch selbst auf wo du hingehst! Und blockier hier nicht alles, tz." Mit dieser Rechtfertigung schmiss er den Motor wieder an und fuhr dicht an ihr vorbei. Sicher wusste er, dass er hätte besser gucken müssen. Aber dieses Mädel zickte ja schlimmer als seine Cousine.
Er parkte gerade sein Moped und setzte den Helm ab, doch halt....war dieses Mädchen nicht in seinem Chemiekurs? Und ob. Dann kam sie ja genauso spät wie er. Zumindest war er dann nicht der einzige. Um sie einzuholen und wirklich nicht als Letzter zu kommen, lief er schnell zum Eingang. Sie schien es gar nicht so eilig zu haben, jedenfalls kam sie ihm nicht höchstmotiviert vor, als er sie noch ein par Schritte entfernt von hinten musterte. Bei ihr angekommen behielt er sein Tempo dennoch bei. Wenn sogar noch jemand nach ihm kommen würde, wäre die ganze negative Aufmerksamkeit nicht bei ihm, sondern würde von ihr abgelenkt werden. Ein etwas gemeiner Plan, aber was kümmerte es Roger. War sie doch selbst Schuld. Mit seinem Rucksack erklomm er die Stufen im Laufschritt und blieb dann kurz vor der Raumtür stehen und klopfte an.

GT// Naturwissenschaftlicher Raum

4

Thay ging achselzuckend weg. Ja sie hätte auch aufpassen können, stimmte schon. Ihre Gedanken waren schon längst nicht bei dem Mopedfahrer, als er auffällig neben ihr her ging.
Stimmte ja, er war in ihrem Chemiekurs. Sie hatte sich ihn eben gar nciht näher angeschaut. "Du bist Larook, oder? Der der immer von Mr. Jenson(der Chemielehrer) gelobt wird..." Das Zweite war eine Erinnerung daran warum sie ihn vom Namen her kannte. Thay steckte ihren Schulplaner wieder in die Tasche. Sie hatten den Chemieraum fast erreicht. Sie wusste, dass sie zuspät war aber das kümmerte sie nicht. Nachsitzen war chillig, da traf sie immer interessante Menschen.

GT/ Naturwissenschaftlicher Raum

CF/ Mädchentoilette

Thay schritt über den Parkplatz in der Hoffnung nciht entdeckt zu werden.

GT/ Haus der Bertanis

CF// Jungstoilette

Thay wurde mit jedem Schritt wütender. Wie konnte er nur solche Experimente machen... in einem Experiment! Sie blieb abrupt stehen und lief auf und ab. "Ach scheiß drauf!", sagte sie und machte sich auf den Weg in die Innenstadt.

GT// Mall

CF// Cafeteria

"Sieh dir das an!", verlangte sie, dann schaute sie sich kurz um, damit sie auch keiner beobachtete. Sie zog das Taschenmesser, das sie übrigens wieder aufgehoben hatte und setzte denselben Schnitt wie zuvor an der Straße auch. Thay hielt ihm den Finger direkt vor die Augen damit er alles genau sehen konnte. "Was hast du mit mir gemacht?!"

CF// Cafeteria

Roger folgte ihr und setzte eigentlich die ganze Zeit schon an, um ihr zu sagen, was er sich überlegt hatte. Aber dann blieb ihm die Spucke weg, als sie das Messer zückte. "Oooookay, was hast du vor?", fragte er noch, doch da hatte sie sich bereits geschnitten und hielt ihm dann den Finger vor die Nase, dass er das Gefühl hatte, sie wolle ihn in seine Nase stecken. Die Haut schloss sich wieder, das Blut stoppte. Er fuhr mit seinem Finger über die Haut und ging noch mal sicher, das da kein Trick war.
"Ach..Ahaaaaach du schande.", stöhnte er fassungslos und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. Er sah sich um, um neugierige Blicke, wenn vorhanden, auszumachen, doch da war niemand. Dann sah er abwechselnd auf den Finger und in Thays Gesicht.
"Ich habe ein Monster geschaffen!", entfuhr es ihm und er raufte sich die Haare, stapfte ein par Schritte auf und ab.
"42, 27, 9, 0,5.", ratterte er halblaut runter. Schließlich blieb er bei 0.5 abrupt stehen und schaute nochmal zu ihr. "Halt warte. Ich hab dir was zu sagen. Es ist kein Virus. Die Inkubationstion...meine Mutter gestern Mittag....heute voll normal...WAS ZUM HENKER LÄUFT HIER AB?!" Geplant war ja gewesen, ihr nun sachlich seine Argumentation zu schildern, aber die Verwunderung saß immer noch zu tief in ihm. Er musste sich bremsen, wenn er nicht wollte, dass jemand auf sie aufmerksam würde.

"Genau! Ein Monster..." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein. "Bravo Dr. Frankenstein, bravisimo" Sie wandte sich von ihm ab und seufzte. "Sollten wir mit Jemandem darüber reden?"
Inzwischen hatte sie sich etwas beruhigt, im Gegensatz zu Roger. Sie drehte sich wieder zu ihm um. Thay war wieder ganz die Alte.
"Komm lass uns irgendwo sitzen wo du dich abreagieren kannst.", schlug sie vor und deutete auf die Treppen hin.

Dr. Frankenstein..sollte das die Rolle seines Lebens sein? Wie konnte sie so ruhig sein? Ach richtig, sie war ein Protokolldroide, ein VERDAMMTER UNKAPUTTBARER!
Er folgte ihr uns setzte sich hin, beugte sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte seinen Kopf in die Hände. Er starrte zu Boden und musste kurz erst mal alles verarbeiten.
"Nein", hauchte er. "Nein bloß nicht.", nun hob er wieder den Kopf an und sah zu Thay. "Mit sowas endet man auf dem Seziertisch." Er hatte sich eingekriegt, super. Seine Stimme klang nun bedör acht und die hysterischen Abweichungen waren verschwunden. Nun schloss er kurz die Augen und nahm sich dann die Ohrstöpsel raus. Die Kopfschmerzen waren weg. Noch immer war alles viel lauter aber eher im Sinne von klarer, deutlicher. Er konnte ihren Atem hören und ihren Herzschlag, er ging immer noch ruhiger als seiner. Er war kein geringeres Monster als sie.
"tock..tock..tock..tock...", sprach er leise im gleichen Rhythmus wie ihr Herz. "ca 70 Schläge pro Minute.", kommentierte er dann.
"Hör zu Bertani, was auch immer passiert ist, wir stecken da beide gleich tief drin. Es ist gruselig und würde ein sowas von gutes erstes Kapitel eines Superhelden-Comics abgeben, aber ich bin mir nicht sicher ob das wahre Leben Happy Ends für solche Stories bereit hält. Also musst du mir eines versprechen: Das hier bleibt unser Geheimnis ok?" Er sah ihr tief in die Augen.

Sie beobachtete ihn. Er hatte ein perfektes Gehör und sie konnte sich regenieren. Alles nur wegen eines blöden Chemieprojekts. Sie stieß seine Knie mit den ihren. "Hey, ich hoffe wir kriegen wenigstens ne gute Note für das scheiß Projekt.", grinste sie, dann schaute sie nach vorn. Es würde sich jetzt wohl einiges verändern....
"tock..tock..tock..tock...", sprach er leise im gleichen Rhythmus wie ihr Herz. "ca 70 Schläge pro Minute.", kommentierte er dann. "Du hörst mein Herz schlagen? Cool... wie romantiiiisch!", quietschte sie gespielt und grinste zuckersüß. Dann sprach er an, dass sie es lieber geheim halten sollten.
"Ein Geheimnis? Gernee... meine katholischen Eltern denken eh ich bin ein Freak, also wäre es tatsächlich besser wenn das unter uns bleibt. Und keine Angst, ich bin nicht so eine, die alles ihren Freundinnen weiter erzählen muss.", zwinkerte sie ihm zu.

Sie hatte Humor und er musste ein bisschen lachen, als sie "wie romantiiiiiisch", quietschte. Aber er konnte sie so schlecht einschätzen. Sensibilität war eben echt nicht seine Stärke, na und? Dafür hatte er jetzt ein ultimatives Gehör. Man konnte sich seine Karten halt nicht aussuchen.
Aber auch er dachte an die Veränderungen. Das es welche gab war ja unumstritten. Nur gut, dass sie mit dem Geheimnis einverstanden war. Es entstand ein kurzer Moment der Stille (das heißt, für Roger war es nicht wirklich eine Stille, aber eben eine Gesprächspause), dann schnappte er nochmal ihre Aussage von eben auf. "Ich glaube wir würden ein viel cooleres Projekt abgeben und am Besten gleich einen Kinofilm...." Nun kam er in Fahrt. "...Stell dir vor die würden uns als Mutanten in X-Men besetzen. Dann könnten sie sich den ganzen Aufwand für die Special-Effects sparen. Das ist eine Marktlücke, oder?"

Thay grinste. "Ich bin aber eine miserable Schauspielerin.", gab sie zu. "Sag maal... wird das nicht eklig? Also du kannst alles hören, oder? Hörst du dann auch die Toilettengänge in der Schule? Willst du für immer dieser Stöpsel tragen?"
Das waren ehrlich gemeinte Fragen.

"Schon ok, von sich aus kommt schon keiner drauf, dass du zu Resident Evil mutiert bist, solange du nicht mit abgehackter Hand vor ihnen stehst oder es ihnen auf die Nase bindest...", überlegte Roger.
Dann verzog er das Gesicht. "Ja, das könnte in der Tat...igitt.", so weit hatte er das noch gar nicht gesponnen. "Du bist unsterblich und ich ein Hörgerät auf Kohlenstoffbasis, ein Ohrenmutant.", jammerte er dann mit sarkastisch. "Ich finde du hast es gar nicht mal so schlecht getroffen mit deinem..deinem...Dings." Er wusste nicht wie er es nennen sollte: Mutation, Fähigkeit, Gabe, Skill, Krankheit, Veränderung...?

"Resident Evil klingt gut.", grinste Thay und streckte sich. "Das wird noch was..." Sie stellte sich Situationen vor, in denen es raus kommen könnte, dass sie diese Fähigkeiten besitzt. Beim Rangeln mit ihren Brüdern, oder beim Kochen mit ihrer Mutter, im Sportunterricht, beim Kickboxen... Verdammt, sie musste von nun an vorsichtiger leben. "Meinst du ich bin unsterblich?" Komische Vorstellung fand Thay und es verunsicherte sie etwas.

"Weiß ich nicht.", gab er ehrlich zurück. "Die Frage ist, ob das Phänomen nur deine Haut oder auch Innereien betrifft, ob es auf äußerliche und innerliche Reize reagiert und bis zu welchem Grad eine Regeneration möglich ist." Ein interessantes Thema wie er fand. Dann wurde seine Mimik streng er hob die eine Hand leicht an und verlangte von ihr wie ein Vater: "Aber hey, komm nicht auf die Idee irgendwelche Selbstexperimente zu starten!" Nicht, dass er nicht an Antworten interessiert wäre. Doch nicht zu so einem Preis.
"Sag mal spürst du den Schmerz eigentlich?"

"Wie fürsorglich." kommentierte Thay seine Aussage. Als ob sie Lust hätte sich den Arm abzuhacken nur um zu sehen ob er wieder nachwächst. "Na klar spür ich den Schmerz,... aber vorhin hatte ich soviel Adrenalin, da hab ich's echt nicht gespürt."
Sie rutschte eine Treppe weiter tiefer um sich mit ihren Ellenbogen auf die obere Treppenstufe abzustützen. "Du bist mir nie wirklich aufgefallen, okay in Chemie hat man dich Musterschüler schon bemerkt.", zwinkerte sie ihm zu. "Aber ob du so saugut bist in Chemie, tja das ist eine andere Frage."

Interessant. Seine Gedanken drehten sich noch voll und ganz um die Möglichkeiten der beiden "Fähigkeiten", da wechselte Thay auf einmal das Thema.
"Das man immer erst Leute (fast) mit dem Moped umfahren muss, um wahrgenommen zu werden...", dachte er sich.
"Geht mir genauso. Aber Gesichter und Namen merk ich mir eh ziemlich schlecht.", antwortete er. Wenn jemand von ihm verlangen würde 10 Schüler mit vollem Namen Fotos zuzuordnen, wäre es eine echte Herausforderung. Er merkte sich dafür andere Dinge. Wie Formeln oder Cheats oder Technikmodelle.
Roger schien irgendwie immer noch abwend zu sein, als würde ihn gedanklich etwas fest beschäftigen. Schließlich rückte er raus mit der Sprache: "Wie machen wir jetzt weiter?"

"Öhm...", Thay kratzte sich am Hinterkopf. Die Beiden kannten sich ja kaum und hatten bisher nur zwei Gemeinsamkeiten, da war einmal das Game und zweitens ihre Fähigkeit.
"Wir leben einfach unsere Leben wie bisher weiter und... können uns ja erzählen wenn wir was krasses oder cooles erlebt haben mit unseren Fähigkeiten.", schlug sie vor. Mit anderen konnten sie ja nicht darüber reden und mit Niemanden darüber reden wäre noch blöder.

Roger dachte selbst auch über eine Antwort nach. Weiter wie bisher leben. Klar, was sollte ihnen auch sonst übrig bleiben? Und dann brachte er einen Satz, an den man sich später nochmal erinnern würde: "Jo. Wenn du das brauchst." Er blieb noch einen Moment so dort sitzen und brachte seinen Gedankengang zu Ende. Doch recht zeitnah stand er dann auf. "Ich werde eine Möglichkeit finden, das rückgängig zu machen. Versprochen." Roger meinte es ernst. Er hatte etwas Schuldgefühle, weil er Thay dazu verdammt hatte so zu sein. Er ging wieder ins Schulgebäude. Die Mittagspause dauerte immerhin auch nicht ewig.
"Also dann, man sieht sich.", verabschiedete er sich noch aber drehte sich nicht mehr rum. Auch wenn er glaubte, so wenig wie bisher mit Thay zu tun zu haben, war es einfach gut, zu wissen, dass er nicht das einzige Monster war. Und schon bald würde er das alles sicherlich rückgängig machen können....

GT// Haus der Larooks, nach der Schule

"Okay, bye.", verabschiedete sich Thay. Sie blieb noch kurz sitzen und dachte über das Versprechen nach was Roger ihr gegeben hatte. Eigentlich war es ein Versehen, nichts wofür er Schuldgefühle haben müsste... Sie würde nochmal mit ihm reden, aber jetzt wollte sie einfach den Schultag hinter sich bringen. Irgendwie vergaß sie im Laufe des Tages ihren aufregenden Vormittag.

GT// Haus der Bertanis, nach der Schule

CF// Bibliothek

Roger hatte gerade sein Moped geholt, da sah er schon, wie Thay nun auch den Parkplatz überquerte. Er fuhr neben sie. "Hey, wie lief''s?"

"Gut... der Name des Footballers ist Liam Benson.", sagte Thay schon. "Lass mich raten du bist extra wieder hergefahren nur um das heraus zu finden?" Sie zog beide Augenbrauen hoch und grinste. "Spinner."

Roger ließ sich nicht abschütteln und tuckerte im Schritttempo neben Thay her (ich geh davon aus, dass sie geht, weil es iwie n cooleres bild abgibt >.> xDD).
"Aha! ...Eh nicht ganz. Ich hab mein Schulkram einfach in der Bibliothek gemacht.", erklärte er und behielt seine Recherchen erst mal für sich. "Und jetzt steig schon auf Blondie ich fahr dich nachhause.", grinste er freundschaftlich.

Sie blieb stehen. (kein ding xD) "Oh wie freundlich von dir.", mit diesen Worten stieg sie hinten auf und hing sich die Tasche einmal um den Hals, anstatt nur lässig von der Schulter. "Ich kann mir dich gut als Chaffeur vorstellen.", fügte sie noch hinzu und hielt sich dann an Roger fest.