Schulhof

Im Moment des Blickkontakts schien die Zeit zu pausieren. Schließlich warf sie ihm einen Blick zu, der deutlich ausdrückte "Das geht dich nix an, verzieh dich." und die Uhr drehte sich weiter.
Das Mädchen schob mit ihrer Hand den Apfel auf Seite und windete sich aus der bedrängten Position. "Lass mal, Greg...Den Apfel kannst du gern behalten." Sie wollte gerade an ihm vorbei gehen, da hielt er sie am Handgelenk fest, zog sie zurück und eng an sich. "Nemis.", begann er und sah ihr tief in die Augen. Es war offensichtlich, dass er sich in diesem Moment selbst für unwiderstehlich hielt. Vielleicht hatte er diese Szene mal in einem Film gesehen und war sich sicher, dies sei der Schlüssel ein Mädchen umzukriegen. Er hauchte ihr ins Ohr: "Ich will dich wirklich. Verstehst du?" Sie hatte ihre grauen Augen verschmälert und fand diesen Menschen einfach nur noch aufdringlich und abstoßend.

Im ersten Moment empfand Joaquín es sehr amüsant. Greg konnte sich wohl doch in Lächerlichkeit übertreffen. Einen kurzen Augenblick später schwand dieses Gefühl und eine Art Wut kam in ihm auf. Er konnte es nicht leiden, wie der Kerl sich an das Mädchen drückte, obwohl man deutlich ihre Abneigung erkennen konnte. Mit zielsicherem Schritt ging er auf das "Pärchen" zu und legte eine Hand auf Gregs Schulter. Dieser drehte lediglich genervt seinen Kopf zu dem Latino um. "Was willst du, Joaquín?!, fragte er. Quino hasste es wenn man seinen Vornamen falsch aussprach, erst Recht bei so Jemanden wie Greg, aber was sollte er auch von so einem erwarten?
"Dass du dämlich bist, hab ich immer gewusst.", fing er an und zog seine Hand zurück. "Aber, dass du nicht mal checkst, dass sie kein Turn auf dich hat, ist die Krönung." Das was er sagte klang bedrohlich, obwohl es keine Drohung war.
"Verpiss dich!", war das Einzige was Greg dazu sagte und wandte sich wieder dem blonden Mädchen zu. Quino warf ihr einen Blick zu, hob die Hände und ging einen Schritt zurück. Es wirkte, als würde er sich wirklich entfernen wollen. 
Gregs Gesicht näherte sich wieder dem von Nemis. Er sagte etwas, das Joaquín nicht verstand, dann tippte er ihm einfach wieder auf die Schulter. 
"Was ist de...?", zuende bringen konnte Greg seine Frage nicht, denn er hatte bereits Joaquíns Faust in seinem Gesicht. 
Der Latino wusste nicht weshalb er das tat, die Blondine war ihm nicht wohl gesonnen, aber ihr "Regentanz" machte alles wieder wett und stellte sie in einem so sympathischen Licht, dass Quino sich dem größeren Greg stellte.
"Bist du bescheuert?!", schrie Greg und hielt sich die Nase, er schwankte etwas zurück, nur um wieder zurückzukommen und auf Joaquín loszugehen, dieser wich ihm aber gescheit aus, als sei es ein Tanz.

Nemis wusste nicht auf wen von den beiden sie gerade sauerer sein sollte. "Halt dich da raus.", hatte sie einmal kurz eingeworfen, doch war dann von Greg schon wieder mit seinem "Verpiss dich.", überfahren worden.
Greg war ein verdammter Idiot, der wohl keine Abweisungen verstand, Qualmfresse muckte spielte gerade den Helden, obwohl sie sich selbst nicht als Jungfrau in Nöten sehen wollte. Der Faustschlag hatte sie überrascht. Sie hätte damit gerechnet, dass er sich nach der deutlichen Abfuhr von Greg wieder aus der Angelegenheit raus hielt, aber scheinbar hatte er anderes im Sinn.
Die erstaunte Nemis stand nun dort, während die beiden ihr "Tänzchen" veranstalteten und die Aufmerksamkeit von immer mehr Schülern auf sich zogen.
"Was zum Henker tut ihr?!", schrie sie. "Kriegt euch ein. Los!" Die zierliche Gestalt ging zielstrebig zwischen beide und passte auf, dass sie nicht aus versehen einen Schlag abbekam. Einfacher wäre das alles mit ihrer Fähigkeit gewesen, aber die wollte sie nicht schon wieder einsetzen, nicht in der Öffentlichkeit. Sie drückte sie beiden Kerle auseinander. "Du komm klar mit dem Korb.", verlangte sie zu Greg gedreht und dann zu Quino: "Und warum mischt du dich da ein? Ich hab nicht um Hilfe gebeten." Sie war sauer, aufgebracht, überrascht und ein kleinen Wenig gerührt. All das würde er spüren mit seiner Gabe.

Joaquín spürte während der kleinen Schlägerei das Adrenalin Gregs und das erregte ihn selbst nur umso mehr. Als Nemis dann zwischen ihnen geriet hatte er Angst sie zu verletzen und Greg auch, deshalb stoppten sie.
Wenn dieser Trottel ihn nicht dumm angemacht hätte, wäre es gar nicht so weit gekommen. Aber so sollte Niemand mit Joaquín sprechen, wenn er nicht die Konsequenzen einstecken konnte. Hatte Greg tatsächlich geglaubt er würde das einfach auf sich sitzen lassen?
Der Latino atmete schwer und stemmte dabei lässig die Hände in die Hüfte. Seine Haare waren noch zersauter als sonst. 
Seine Augen suchten jene von dem Mächen und als sich ihre Blicke trafen konnte er nicht anders als schief grinsen, denn es fühlte sich so an, als sei sie positiv ergriffen gewesen von seinem Handeln. Das stimmte ihn glücklich, vielleicht auch ein klein wenig überlegen.
Er schaute von der Blonden rüber zu Greg, der giftig zurück schaute, dann wieder zu ihr. Er zog leicht seine Augenbraue hoch, immer noch grinsend, und winkte dann ab, während er sich umdrehte und ging.

Nemis wartete ab, bis die beiden sich beruhigten. Greg weniger als Joaquin. Dieser ging einfach lässig nach seinem Grinsen weg, als hätte er soeben etwas gewonnen.
Die Blonde sah ihm erstaunt mit angespannten Gesichtszügen hinterher. Ihr war klar, dass ihre Gefühle vor ihm nie verborgen sein würden, aber in diesem Moment hatte sie die positive Note nicht mal selbst bewusst registriert. Deswegen blieb bei ihr bloß die Frage, was mit diesem Kerl nicht stimmte?
Drumherum wurde die Stille durch Tuscheln einzelner Schüler und kleiner Grüppchen gebrochen. Nemis und Greg blieben im Zentrum der Schaulustigen zurück und sahen zueinander. Gregs Wut wich nun doch einer Unsicherheit. Er sah sie an, als wollte er etwas sagen, aber Nemis hob nur abblockend die Hand und verließ dann auch den Ort des Geschehens. Die Schüler machten ihr etwas Platz und schon war sie verschwunden. Greg blieb alleine zurück, bis sich der Schulhof wieder normalisiert hatte und andere Themen interessanter waren.