Parkplatz

"Ach halt die Klappe.", gab er schmunzelnd zur Antwort und setzte ihr neckisch grob den Helm auf, eher er Gas gab und los fuhr.
Mit Thay war es so herrlich unkompliziert, wie mit einem Kerl. Er musste nicht auf irgendwelche sensiblen Gefühle achten oder sich verstellen. Manchmal vergaß er sogar fast, dass sie ein Mädchen war.

GT// Haus der Bertanis

Der Tag war schon fast vorbei - für die meisten. Denn Nemis Gray hatte sich heute Nachsitzen eingehandelt. Es war kein Weltuntergang, aber oft kam es nicht vor. Doch ausgerechnet heute, wo sie doch viel besseres zu tun hatte, sollte sie nachsitzen. Sie hätte sich ja sogar der sinnlosen Strafe gebeugt, wenn da eben nicht diese Alternative gewesen wäre, die ihr von Minute zu Minute greifbar näher schien.
Erst war es bloß eine irre Idee gewesen: Ihr "Talent" für diesen Zweck zu nutzen. Aber dann plante sie es immer mehr durch und hatte sich nach 10 Minuten schließlich genug Argumente eingeredet, um ihr Handeln vor sich zu rechtfertigen. Noch dazu war es ein leichtes Spiel. Der Lehrer war sowieso eine Schlafmütze und die beiden Zeugen, arme Typen, die zu gleichem Schicksal verdonnert worden waren, waren nicht die charakterstärksten. Als das blonde Mädchen erstmal angefangen hatte verdeckt zu summen, fühlte es sich wie das natürlichste der Welt an. Und ehe der Lehrer etwas sagen konnte, war er schon eingepennt, wie die beiden anderen auch. Wenn Nemis' Idee funktionierte, würden sie schlafen, bis die Zeit rum wäre, und wenn sie dann aufwachen würden, würden sie glauben, dass Nemis eben schon mit der Klingel gegangen sei.
Sobald alle Anwesenden außer sie selbst also mit ihrem Kopf gesunken auf die Tische schlummerten, öffnete sie die Tür einen Spalt und sah auf den Gang. Dass dort gerade zwei Lehrer schwatzten, von denen sie wusste, dass dieses Gespräch wohl in der nächsten halben Stunde kein Ende finden würde, machte die Sache erneut interessant. Aber auch dieses Problem ließ sich überwinden, denn der Raum lag auf der Hinterseite der Schule, wenn auch im ersten Stockwerk. Sie sah nach draußen, und alles was sie sehen konnte, war der Hinterhof mit einer einsamen Gestalt dort. Sie hatte Übung mit solchen Aktionen, immerhin war sie ein wahrer Wildfang, und so ließ sie zuerst ihren Rucksack nach unten auf den großen Müllcontainer fallen und hängte sich danach einfach aus dem Fenster. Nemis landete auf dem Container, und das sogar noch mit der ungefähren Eleganz eines Einbrechers. Von dort sprang sie auf den Boden, sattelte ihren Rucksack und warf dem Jungen, der dort rauchte, einen durchtriebenen Blick zu mit der Spur eines Grinsens. Dass er qualmte, traf sich verdammt gut. "Du vergisst den blonden Ninja und ich vergesse deine Qualmfresse, alles klar?" Ihr Blick verriet, dass es ohnehin nur eine richtige Antwort auf diese Frage gab und sie nicht lange darauf warten würde.

Ganz entspannt mit dem Rücken an die Gebäudewand gelehnt pustete Joaquin gerade den Rauch seiner frisch angezündeten Zigarette aus. Ohne sich zu erschrecken bemerkte er wie ein Mädchen ganz lässig vom Fenster auf dem Container neben ihm und letzendlich auf den Boden sprang. Sie drehte sich zu ihm und stellte ihm eine Frage, dessen Antwort er sich von vornerein schon bewusst war. "Klar.", gab er von sich und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. "Nichts leichter als das." Er blickte gen Himmel und nahm einen weiteren Zug von der Zigarette.

och kura wo bleibt denn die quemis-magic? das ist ja alles viel zu einfach D:

Der Kerl gab sich locker und das passte Nemis gerade sehr gut. Sie drehte sich zufrieden um und ging zu ihrem Auto, in das sie schwungvoll aber heiter ihren Rucksack warf und einstieg, während sie noch einmal einen kurzen Blick auf den rauchenden Typen warf. Die Frage, warum er hier noch rumstand und qualmte, ging ihr durch den Kopf. Aber vielleicht wartete er ja auf einen vom Nachsitzen. Ehe sie den Schlüssel ins Zündschloss steckte, war er schon wieder aus ihren Gedanken verschwunden. Und schließlich fuhr sie.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Blonde wie sie letzendlich mit dem Auto davon fuhr. Natürlich fuhr sie ein Auto und verpestete wie jeder andere amerikanische Teenager die Umwelt. Nach einer kurzen Weile schmiss er die Zigarette auf den Boden und tretete sie aus. Er fragte sich schon die ganze Zwei wo sein Klassenkamerad steckte. Es war nicht so, dass sie Freunde waren, aber sie hatten ein gemeinsames Schulprojekt am laufen. Eine Präsentation, die am nächsten Tag gehalten werden sollte und für die sie noch kein Stück getan hatten.

GT// Klassenraum 12

CF// Schulhof

Am nächsten Tag vor der Schule, wurde Kanan mit einem schwarzen Auto an der Schule abgesetzt. Es dauerte noch etwas, bis es klingeln würde und so wartete sie am Parkplatz wie abgesprochen auf Joaquin. Schließlich konnte sie ihn schon auf einige Entfernung riechen, denn mittlerweile hatte sich sein Duft gut bei ihr eingeprägt.

Mit seinem Fahrrad radelte Joaquin zur Schule. Er war schon gespannt darauf was Kanan sich einfallen lassen hat. Ein paar Meter von ihr enternt stieg er bereits ab und ging das kleine Stück Rest zu Fuß. "Was geht?", fragte er und zog dabei seine Augenbrauen rauf und runter.

Kanan nahm kurz geistig Notiz davon, dass er mit einem Fahrrad zu Schule kam, ließ es aber unerwähnt. Stattdessen schwang sie wie ein Magier, der ein Ass aus dem Ärmel zog, einen Umschlag nach oben. "Ausgeschnittene Zeitungsschnippsel haben zwar Stil, aber ich hielt es dann doch für ein wenig zu überholt.", begann sie ohne Smalltalk und übergab ihm den Umschlag. In diesem befand sich ein ausgedrucktes Blatt Papier, auf dem mit dem Computer geschrieben der Text stand:
Wir kennen euer Geheimnis.
Diskretion hat seinen Preis: Eine komplette Liste eurer Fähigkeiten mit Zuteilung eurer Namen - Am Freitag nach der Schule, zwischen den Seiten eines Buches, in der Turnhalle.
Anderenfalls wird es kein Geheimnis mehr sein.
"Ich dachte mir, die Turnhalle hat das gewisse Etwas für einen Showdown...oder eben eine Primäre. Außerdem ist sie am Freitag nach der Schule leer und ich habe den Schlüssel.", sie verschränkte die Arme und legte den Kopf leicht schräg, seine Reaktion abwartend.

Er nahm den Umschlag entgegen und zog den Schnipsel heraus auf dem die Nachricht stand. Zufrieden nickte er als er mit dem lesen fertig war. "Du bist gut.", gab er von sich und schob den Zettel wieder rein. "Turnhalle klingt gut, aber ey, wir geben uns ihnen doch nicht zu erkennen, oder?" Er ließ den Umschlag in der inneren Brusttasche seiner Jacke verschwinden.

"Ich weiß.", antwortete sie kokett auf das Kompliment. "Das ist eben die Frage. Aber ich dachte, so haben wir alle Möglichkeiten. Wenn wir gar keinen Kontakt wollen, kommen wir einfach wenn sie weg sind und holen das Buch, wenn wir es direkt aufdecken wollen treffen wir sie da. Und wenn wir uns bis zuletzt alles offen halten wollen, kommen wir halt maskiert und können es spontan aufklären oder eben nicht.
Aber wenn du vor hast dich dauerhaft bei ihnen einzureihen, sollten wir es früher oder später aufklären." Sie verschränkte die Arme und wartete ab.

"Njaa, lass uns erstmal noch im Verborgenem bleiben und das Buch später holen, wenn sie weg sind. Aber trotzdem Masken tragen... wer weiß ob sie uns beobachten." Nun wenn sie das bekommen was sie wollten würden sie wissen welche Fähigkeiten die Anderen besaßen, was ist aber mit der Blonden?
"Was ist mit der Blonden?", fragte er dann laut und runzelte die Stirn. Inzwischen waren sie keineswegs die Einzigen mehr auf dem Parkplatz.

Sie nickte auf den Vorschlag hin. "Um Blondi können wir uns in der Zwischenzeit kümmern. Ich habe im Jahrbuch nachgeguckt, sie heißt Nemis Gray und geht in die 10."
Auch wenn sie Joaquin zugewandt war nahm sie das Drumherum mit ihrer Nase wahr. Die Tussi-fraktion erkannte sie leicht an den Parfümschwaden, Raucher waren auch leicht zu riechen. Dann gab es noch Leute die besondere Noten an sich hatten...wie Katzenfutter oder Knoblauch.

Joaquin nickte. "Nemis Gray, okay. Gut dann kümmer ich mich um den Umschlag und wir treffen uns wann wieder?"

"Zweite Pause, Schulhof.", bestimmte sie spontan und machte sich dann auf ins Schulgebäude, weil der Unterricht bald beginnen würde.

Auch Joaquin ging ins Schulgebäude. Er stellte sich jetzt schon mal auf den Chillmodus ein, denn er hatte nicht vor am Biounterricht teilzunehmen.

Joaquin hatte sich zwischen zwei Container gesetzt hinter dem Schulgebäude. Er zog aus seiner Jeanstasche seine Tüte Tabak und begann sich eine Zigarette zu drehen. Er leckte die Hülse leicht und drehte sie dann komplett auf. Mit einem Streichholz zündete er sich sie an. Endlich, dachte er und steckte das benutzte Streichholz wieder in die Schachtel. Er würde es nicht schaffen den ganzen Schultag ohne eine Zigarette zu verbringen. Genüsslich zog er an ihr und lehnte seinen Kopf gegen den einen Container, was ein dumpfes Geräusch erzeugte.

Kanan ging mit gewandtem Schritt über den Parkplatz und roch sich zu Joaquin, der zwischen zwei Containern saß. Sie verzog leicht das Gesicht. "Soll das dein Platz in der Welt sein?...Naja wie auch immer. Hast du eigentlich schon mal mit Blondi geredet? Irgendetwas, auf das man aufbauen könnte?" Sie blieb stehen und verschränkte die Arme.

"Hätt nichts dagegen wenn das mein Platz wär." Er hätte hier wenigstens seine Ruhe. Während er einen Zug von seiner Zigarette nahm dachte er über das blonde Mädchen nach. Er pustete aus. "Ne, eigentlich nicht. Ihr seid doch Frauen, da fällt es einem doch einfacher miteinander zu sprechen, oder nicht?"

Sie lachte. "Als ob du Probleme hättest mit Frauen zu sprechen.", entgegnete sie schmeichelhaft aber bestimmt. "Sie ist dein Phantom. Außerdem halte ich mich lieber im Hintergrund." Beim letzten zog sie die Augenbrauen hoch.

Er grinste schief. "Gut, ich lass mir was einfallen.", erklärte er und blickte zu Kanan hoch, dann stand er auf, was eher so aussah als würde er am Container hoch rutschen, und schaute in den Himmel. Seine Augen wanderten wieder zu Kanan. "Hast du irgendwas erriechen können in Hinblick auf unsere Opfer?" Er meinte natürlich Roger und co.

Damit war sie zufrieden. Er brachte die Sprache auf die anderen, und ein süffisantes Lächeln zierte ihr Gesicht. "Und ob. Ich hatte eben zusammen mit Roger Geschichte und da war eine unverkennbare Note angetrockneter Angstschweiß." Ausgesprochen klang das wirklich widerlich, aber praktisch war ihre Fähigkeit auf alle Fälle.

Joaquin verzog das Gesicht. "Wuah... ist eigentlich unmenschlich von dir zu erwarten an ihm zu riechen und dann auch noch das." Er hatte die Stirn gerunzelt und eine Art Anerkennung schwang in seiner Mimik mit. "Aber das klingt doch schonmal gut, ich mein unser Vorhaben zeigt Wirkung." Der junge Latino drückte die Zigarette aus und schob sie mit der Schuhspitze unter den Container.

Die Russin musste lachen. "Ich rieche ihn zwangsläufig, wenn er im gleichen Raum ist." Doch sie fragte sich gleichzeitig, was Joaquin gegen ihn haben könnte.
"Sieht so aus." Sie löse ihre verschränkten Arme und zog mit einem geschickten Handgriff eine kleine Karte aus ihrem Dekolleté, die sie ihm in einer fließenden Bewegung zuwarf. Diese glitt in einer festen Bahn durch die Luft, was auf ein gewisses Wurfgeschick schließen ließ, aber sie war ja auch in altrussischem Kampfsport bewandert, also was das nur logisch. "Lass mich wissen, sobald du einen Plan wegen diesem Mädchen hast." Kanan drehte sich augenblicklich um und ging, auch wenn die Pause dieses Mal noch nicht vorbei war. Aber sie hatte noch etwas anderes zu erledigen.
Nun hatte er ja ihre Telefonnummer, die in ihrer Handschrift auf der kleinen Karte stand, und das würde das ganze Absprechen vereinfachen.

Er fing die Karte auf und wirkte amüsiert und erstaunt zur selben Zeit. So cool hatte ihm bisher kein Mädchen ihre Nummer gegeben. Die Karte steckte er in die Hosentasche und dachte darüber nach was er mit dieser Nemis anstellen soll. Schlendernd ging er zurück ins Gebäude und nahm sich dabei vor die Blonde einfach anzusprechen sobald er sie sah.

CF//Schulhof

Die Schule war endlich aus und Nemis ging zielstrebig zu ihrem Auto und setzte sich rein. Sie war meistens früh draußen, um nicht in den Stau zu geraten, der manchmal entstand, wenn nach Schulschluss die ganzen Autos vom Parkplatz fuhren. Sie schmiss ihren Rucksack auf den Beisitz, startete und fuhr los.
Wie gewohnt fuhr sie um die Ecke und für eine Sekunde blendete die Nachmittagssonne sie so, dass sie kaum etwas sah. Und dann schepperte es auch schon. Sie drückte sofort die Bremse und musste feststellen, dass ein Fahrrad unter ihren Rädern lag. Sie legte den Rückwärtsgang ein und gab das Zweirrad wieder frei.
"Scheiße...", fluchte sie und sprang aus dem Auto, um die Sache zu inspizieren. Sie hatte tatsächlich ein Fahrrad umgemäht, aber zu ihrer Verteidigung, lag es auch einfach dort rum, und war scheinbar nicht angestellt oder angekettet gewesen.