Korridor mit Schließfächern

Es provozierte sie etwas, dass er ihr Kontrollfähigkeit absprach. "Du bildest dir ein mich zu kennen, Qualmfresse?" Sie sagte es nicht in so scharfen Ton, wie man es hätte sagen können, doch es wirkte trotzdem nicht gerade begeistert.
"DU bist derjenige, dessen Spint aussieht wie das Experiment eines Weltuntergangs, du brauchst Hilfe." Sie hatte die Augen weit geöffnet und schwang den Zeigefinger in Richtung des Schließfachs.

Er zog eine Augenbraue hoch, sah zu seinem Schließfach und zurück zum Mädchen, das sich seine Schwäche nicht eingestehen konnte.
"Ich kenne dich wohl besser als dir lieb ist.", gestand er und blickte dabei ganz automatisch und ohne es zu wollen in ihre Gefühle. Eigentlich mochte er es selbst nicht, aber kontrollieren konnte er es eben nicht.

Nemis Augen verschmälerten sich. "Was meinst du über mich zu wissen?", fragte sie und verschränkte die Arme. Sie war gespannt was er antworten würde, aber hatte auch ein minimales Fünkchen Angst, dass er tatsächlich mehr wusste, als ihr lieb war.

Ein Junge stolperte aus versehen gegen den Eimer des Hausmeisters und entschuldigte sich sogleich, aber dieser wimmelte ihn nur ab "Jaja, was soll's. Geh einfach weiter Junge.", damit er wieder freie Sicht auf das Gespräch der beiden Schüler hatte. Der Junge kam der Forderung verdutzt und schulterzuckend nach.

Joaquin hebte beide Handflächen nach oben. "Na, das was ich eben gesagt habe! Dass du es nicht leiden kannst, wenn du Hilfe brauchst und dann noch von einem Kerl gerettet wirst." Er verdrehte leicht die Augen. War sie etwa so wütend, dass sie seine Zusammenhänge nicht mehr begriff?

Nemis sah ihn an, als hätte er sich so ebene als zurück geblieben geoutet. "Ich hab ja nach deinem Auftritt heute wohl mehr als deutlich gemacht, dass ich von dir weder Hilfe brauche noch will. Schön, dass es bei dir angekommen ist." Es regte sie auf, dass er sich jetzt einbildete, sie wunder was durchschaut zu haben, obwohl sie es klipp und klar gesagt hatte, dass sie keine Hilfe von ihm will. Die Unterstellung, dass sie Hilfe benötigte, war eine andere Sache. Sie hatte mehr damit gerechnet, er würde jetzt irgendein von ihm erdachtes Problem von ihr diagnostizieren. "Unglaublich, wie du mich "kennst".", meinte sie dann mit einer ruhigeren, süßlicheren, zynischen Stimme, drehte sich um und ging.

Auf dem Gang war kaum noch was los. Der südländische Hausmeister sah zu Joaquin rüber. Er war sich sicher, eben eine ziemliche Spannung in der Luft gespürt zu haben, die nicht ganz so negativ war, wie die Worte vermuten ließen. "....Also Junge...mit dem Schließfach muss ich deinem Mädchen recht geben." Dann zuckte er kurz mit den Augenbrauen und sah zu Boden, und wischte nun wirklich weiter.

Inzwischen war er wirklich genervt. Was war nur los mit ihr? Sie hielt sich für so erwachsen, jedoch war sie das ganz und gar nicht, sie konnte sich weder was eingestehen noch zugeben, dass das was er getan hatte nett war.
Er bereute es inständig ihr geholfen zu haben, doch umso mehr bereute er es Dankbarkeit erwartet zu haben. Bevor er etwas Gescheites sagen konnte, mischte sich der Hausmeister ein.
SEIN MÄDCHEN? Mit diesem Weib an seiner Seite bräuchte er keine Feinde mehr. Er schielte mit seitlich hochgezogener Oberlippe zu ihr rüber.

Er sah den Jungen mit seinen tiefbraunen Augen an und konnte aus Quinos Blick einiges schließen. "...Nicht dein Mädchen?"
Der Hausmeister sah mit einem fetten Grinsen und hochgezogenen Augenbrauen wieder auf den dreckigen Boden und nahm seine eigentliche Arbeit, das Wischen, wieder auf. "Aiaiai, noch nicht.", murmelte er verheißungsvoll und rechnete damit, dass nun auch der Junge gehen würde, sodass er wieder alleine auf dem Gang sei.